Büro für Dendrochronologie und Baudenkmalpflege, Otto Gschwind
Münchener Straße 22 A, 82152 Planegg,
Tel./Fax: 089-85 66 20 33 od. 0173/35 19 546
Freie Mitarbeiterin: Veronika Siebenlist-Kerner

Naturwissenschaftlich fundierte Altersbestimmung von Hölzern aus dem Bereich Baudenkmalpflege, sowie an historischen Kunst- und kunstgewerblichen Objekten.

Alle Laub- und Nadelhölzer gemäßigter Breiten produzieren im Jahreszyklus jeweils unterschiedlich schmale oder breite Jahrringe, abhängig von klimatischen und standörtlichen Faktoren. Bäume gleicher Holzart entwickeln in einer Region unter ähnlichen Umwelteinflüssen eine ähnliche Aufeinanderfolge von Jahrringbreiten.

Durch Vergleich der Jahrringbreiten-Folgen unbekannten Alters mit bereits datierten langjährigen Jahrringkurven, sog. Chronologien, gelangt man zu einer jahrgenauen Einordnung.

Chronologien sind lange, aus vielen Jahrringkurven gebildete Mittelkurven, die im Überlappungsverfahren zusammengesetzt werden. In den vergangenen 40 Jahren ist eine Vielzahl von Chronologien für die wichtigsten Holzarten und Wuchsregionen erstellt worden. Teilweise reichen diese bis an den Beginn der Nacheiszeit zurück (Eiche). 

Neben der zeitlichen Einordnung lassen sich unter Umständen weitere Erkenntnisse gewinnen wie Herkunft und Wuchsstandorte der Hölzer, Handelswege und holzwirtschaftliche Besonderheiten.

 

Entnahme und Auswertung aus einer Hand

Für den Bereich der Bauhölzer entnehmen wir in der Regel Bohrkerne mit speziellen Hohlbohrern. Wir verwenden je nach Gegebenheiten Hand- oder maschinenbetriebene Zuwachsbohrer, Bohrkern-Durchmesser 5 mm, oder ausnahmsweise Maschinenbohrer für Bohrkern-Durchmesser 12 mm. Dies entspricht der auch in der Baudenkmalpflege erhobenen Forderung nach möglichst zerstörungsarmen Methoden der Befunduntersuchung.

Bei Kunstobjekten ist eine Probennahme nicht möglich. Hier kommen verschiedene Methoden der Messung am Objekt (Messlupe) oder über Abformung der Messstrecken durch härtbare Abformmassen, z.B. bei ringporiger Eiche, in Frage.

Die Auswertung erfolgt im eigenen dendrochronologischen Labor.

Das selbst gezogene oder vom Auftraggeber angelieferte Probenmaterial (Balkenscheiben, Bohrkerne, Abformungen etc.) wird für die Messung präpariert unter dem Stereo-Mikroskop auf einem spindelgetriebenen Messtisch mit digitaler Schnittstelle eingemessen. Die gebildeten Jahrringkurven können direkt am Computer verglichen und bearbeitet werden. Unerlässlich ist nach wie vor der optische Vergleich der ausgedruckten Jahrringkurven am Leuchttisch.

Das Labor für Dendrochronologie baut auf dem umfangreichen Datenbestand an Jahrringkurven und Chronologien auf, die Veronika Siebenlist-Kerner über mehr als 30 Jahre hinweg zusammengetragen und erstellt hat.

Frau Siebenlist-Kerner -inzwischen eigentlich in den Ruhestand getreten- datiert als freie Mitarbeiterin unter dem Dach unseres Labors auch noch selbst.

Eine Perspektive für die nächste Zukunft stellt unsere Zusammenarbeit mit dem Dendro-Labor der Universität Bamberg dar. Unter Beteiligung des Bayer. Landesamts für Denkmalpflege ist ein Datenverbund für Bayern in Planung, der alle dendrochronologischen Ergebnisse und das daraus gewonnene Datenmaterial umfasst.

In den letzten Jahren haben wir zahlreiche Baudenkmäler, v.a. in Süddeutschland, untersucht:

Beispiele:

  • Liebfrauenmünster in Ingolstadt: eines der stattlichsten Kirchendachwerke Süddeutschlands von 1489/ 90
  • Domkirche in Freising: eines der ältesten Kirchendachwerke in Süddeutschland, 1226/27
  • Zwei gotische Bürgerhäuser in der Theresienstraße in Ingolstadt: Dachwerke von 1398/ 99 und 1474/ 75
  • Ehem. Benediktinerkloster Thierhaupten (heute Bayer. Bauarchiv): Dachwerke zwischen 1722 und 1780
  • Bürgerhaus, sog. „Gotisches Haus“ in Görlitz von 1568/69
  • Stattliches Bürgerhaus Burgstraße 8 in München: im Kern Bau von 1423/24